Warum Lob besser wirkt als Leckerli
Einleitung – Wenn Bindung wichtiger ist als Belohnung
In der modernen Hundeerziehung scheint alles messbar, planbar, klickerbar. Verhalten – Reiz – Belohnung. Doch was, wenn wir damit nur den Jäger im Hund füttern – den Dopamin-Junkie – und dabei übersehen, was ihn wirklich prägt: die Verbindung?
Bubeck glaubt an Serotonin, nicht an Dressur.
Darum füttern wir mit Gefühl. Und darum sehen wir auch die Erziehung durch die
gleiche Brille: Nicht Befriedigung konditionieren, sondern Beziehung
kultivieren.
Der biologische Irrtum der Leckerli-Pädagogik
Klassische Belohnungssysteme arbeiten mit einem Prinzip:
Reiz → Reaktion → Belohnung → Dopaminausschüttung
Und ja, das funktioniert. Kurzfristig. Oberflächlich. Reizgetrieben.
Doch die Kehrseite:
- Der Hund lernt, für Futter zu funktionieren
- Er reagiert auf Signal – nicht auf Beziehung
- Es entsteht Erwartungsstress, wenn keine Belohnung erfolgt
- Es kommt zu Abhängigkeit vom externen Reiz
Studien belegen: Hunde zeigen bei rein futterbasierter Konditionierung erhöhte Herzfrequenz, erhöhte Dopamin-Antwort, aber keine stabile Aktivierung sozialer Bindungsareale (Berns et al., 2015).
Serotonin statt Trigger – Die neurobiologische Kraft der Zuwendung
Wenn ein Hund gelobt wird, Zuwendung erfährt, einfühlsam angesprochen oder körperlich anerkannt wird (Blick, Stimme, Nähe), passiert etwas anderes:
- Oxytocin wird ausgeschüttet – das Bindungshormon
- Serotonin steigt – der Hund wird ruhig und empfänglich
- Langfristige
Lernprozesse werden begünstigt
→ Die „soziale Plastizität“ wird aktiviert
Wissenschaftlich bestätigt:
- Nagasawa et al. (2009): Blickkontakt zwischen Mensch und Hund steigert Oxytocin-Spiegel beidseitig
- Rehn et al. (2014): Positive Zuwendung aktiviert beim Hund Areale für soziale Belohnung, nicht nur Futterareale
- Bray et al. (2020): Welpen, die verbal gelobt werden, entwickeln schneller soziales Vertrauen
Der Unterschied: Dressierter Hund vs. Verbundener Hund
Dressierter Hund |
Verbundener Hund |
Reagiert auf Signal |
Reagiert auf Mensch |
Erwartet Belohnung |
Erwartet Beziehung |
Wird motiviert durch Dopamin |
Wird stabilisiert durch Serotonin |
Zeigt erlerntes Verhalten |
Zeigt sozial verankertes Verhalten |
Funktioniert – wenn es Futter gibt |
Versteht – weil es Bindung gibt |
Was das mit unserem Futter zu tun hat
Natürlich haben Leckerli ihre Berechtigung. Sie können motivieren, belohnen, Freude machen. Doch:
Die emotionale Grundlage, auf der diese Belohnung wirkt, entscheidet über die Tiefe der Wirkung.
Bubeck-Leckerli sind:
- Getreidefrei oder ballaststoffreich
- Schonend gebacken mit resistenter Stärke
- Ohne künstliche Aromen – also kein Dopamin-Turbo
Sie sind bewusst so gemacht, dass sie nicht süchtig, sondern wertvoll sind. Ein seltener Keks, der aus dem Moment kommt – nicht aus der Tüte, sondern aus dem Herzen.
Loben ist Bindung, Füttern ist Beziehung
Hunde wollen keine Automaten bedienen – sie wollen dazugehören.
Unsere Empfehlung:
- Reduzieren Sie das Leckerli auf das, was es sein sollte: eine Ausnahme.
- Setzen Sie auf Blickkontakt, ruhige Stimme, gemeinsame Erlebnisse.
- Füttern Sie nicht den Reflex – füttern Sie das Vertrauen.
Denn ein Hund, der sich verbunden fühlt, lernt fürs Leben – nicht fürs Futter.
Wissenschaftliche Referenzen
- Berns, G. S., Brooks, A. M., & Spivak, M. (2015). Scent of the familiar: An fMRI study of canine brain responses to familiar and unfamiliar human and dog odors. Behavioural Processes, 110, 37–46.
- Nagasawa, M. et al. (2009). Oxytocin and gaze in dog–human bonding. Hormones and Behavior, 55(3), 434–441.
- Rehn, T. et al. (2014). Dogs’ endocrine and behavioral responses at reunion are affected by how the human initiates contact. Physiology & Behavior, 124, 45–53.
- Bray, E. E. et al. (2020). Cognitive and social development of puppies raised in human homes vs. kennels. Developmental Psychobiology, 62(6), 847–858.