Artikel anhören:
Für alle, die den Inhalt des Textes lieber hören wollen, haben wir den Artikel zusammenfassen lassen. Viel Vergnügen beim Hören in der folgenden Datei.
Warum gesunde Verdauung nicht durch Optimierung entsteht, sondern durch Entlastung
Einleitung: Wenn immer mehr Wissen nicht gesünder macht
Ich habe in meiner Arbeit als Hundefutterhersteller viele Trends kommen und gehen sehen und stütze mich dabei auf eine Erfahrung aus über 130 Jahren Hundefutterherstellung: Hunde mit ruhiger, verlässlicher Ernährung sind langfristig stabiler.
Noch nie wurde so viel über Darmgesundheit gesprochen wie
heute.
Noch nie gab es so viele Tests, Zusätze, Diäten, Proteinquellen und
Fütterungskonzepte.
Und gleichzeitig haben wir den Eindruck: Immer mehr Hunde reagieren
empfindlich.
Die naheliegende Frage lautet:
Liegt es am Futter – oder an der Art, wie gefüttert wird?
Unverträglichkeiten, wechselnder Kot, Hautprobleme, Nervosität, Futterwechsel im Monatsrhythmus – all das ist längst kein Randphänomen mehr.
Die naheliegende Reaktion darauf lautet oft:
Dann müssen wir das Futter noch weiter optimieren.
Doch genau hier beginnt ein Denkfehler, den moderne Darmforschung zunehmend infrage stellt.
Der empfindliche Darm beim Hund – Allergie oder Überforderung?
Viele Reaktionen werden vorschnell als Futtermittelallergie eingeordnet. Die moderne Darm- und Immunforschung unterscheidet jedoch klar:
Echte Allergien beim Hund
- selten
- klar reproduzierbar
- meist akut
Funktionelle Unverträglichkeiten
- häufig
- wechselhaft
- abhängig von Darmzustand und Belastung
Ein zentraler Befund der Fachliteratur:
Der Darm reagiert oft nicht auf den Stoff selbst, sondern auf die Situation, in der er ihn verarbeiten muss.
Der Darm scheitert selten an einem Stoff – sondern an Dauerüberforderung
Ein zentrales Motiv moderner gastroenterologischer Fachliteratur, unter anderem ausführlich beschrieben in einem umfangreichen medizinischen Fachbuch zur Darmphysiologie und Immunregulation, ist eine einfache, aber unbequeme Erkenntnis. Unter anderem in dem Buch "Der Darm denkt mit" von Klaus-Dietrich Runow
Der Darm leidet selten an einem Mangel.
Er leidet häufiger an chronischer Überforderung.
Diese Überforderung entsteht nicht durch ein einzelnes „schlechtes“ Lebensmittel, sondern durch ein Zusammenspiel aus:
- hoher Reizdichte
- schneller Verfügbarkeit von Nährstoffen
- ständigen Futterwechseln
- stark aufgeschlossenen Komponenten
- und fehlender Zeit zur Anpassung
Der Darm ist kein statisches Rohr, sondern ein lernendes
System.
Er reagiert auf das, was regelmäßig geschieht, nicht auf einzelne Ausnahmen.
Allergie oder Überforderung? Eine oft übersehene Unterscheidung
In der Praxis werden heute viele Reaktionen vorschnell als
„Allergie“ eingeordnet.
Die moderne Immunologie unterscheidet jedoch klar zwischen:
- echten Allergien (IgE-vermittelt, selten, klar reproduzierbar)
- und funktionellen Reaktionen, die durch eine gestörte Darmbarriere entstehen
Das genannte Fachbuch beschreibt ausführlich, wie eine
überlastete Darmschleimhaut zunehmend durchlässig wird.
Nicht, weil der Körper „versagt“, sondern weil er permanent gefordert wird.
Die Folge:
Unvollständig verdaute Nahrungsbestandteile gelangen dorthin, wo sie nicht
hingehören und das Immunsystem reagiert.
Wichtig dabei:
Die Reaktion richtet sich oft nicht gegen den Stoff an sich, sondern gegen
die Situation, in der er verarbeitet werden muss.
Häufige Futterwechsel können dem Darm schaden
Viele Hundehalter wechseln bei Problemen regelmäßig die Proteinquelle. Kurzfristig kann das helfen, langfristig bleibt der Darm jedoch im Alarmmodus.
Der Darm ist ein lernendes System:
- Er braucht Wiederholung
- Er braucht Verlässlichkeit
- Er braucht Zeit
Ständige Futterwechsel verhindern diese Anpassung.
Warum immer neue Proteinquellen selten die Lösung sind
Ein weitverbreiteter Ansatz bei sensiblen Hunden ist der
permanente Wechsel der Proteinquelle.
Kurzfristig kann das Entlastung bringen, langfristig verschiebt es das Problem
häufig nur.
Denn der Darm „lernt“ unter solchen Bedingungen nicht,
stabil zu arbeiten.
Er bleibt im Alarmmodus.
Die Fachliteratur beschreibt diesen Zustand als chronische, niedriggradige Entzündung – oft ohne akute Symptome, aber mit langfristigen Folgen für:
- Immunsystem
- Haut
- Verhalten
- und Stoffwechsel
Gesundheit entsteht hier nicht durch immer neue Reize, sondern durch Verlässlichkeit.
Verarbeitung schlägt Zutatenliste
Ein weiterer zentraler Punkt, den moderne Darmforschung betont und der in der öffentlichen Diskussion oft untergeht – ist die Rolle der Verarbeitung.
Nicht nur was gefüttert wird, ist entscheidend, sondern wie.
Stark aufgeschlossene Komponenten, extreme Hitze- und
Druckprozesse oder sehr schnelle Zucker- und Stärkefreisetzung können zu
massiven Verdauungsspitzen führen.
Diese sogenannten „Peaks“ belasten den Darm mehr als eine moderate,
gleichmäßige Versorgung.
Das im Buch beschriebene Prinzip ist klar:
Je ruhiger die Verdauung abläuft, desto weniger muss das Immunsystem eingreifen.
Warum Zeit ein entscheidender Faktor für die Darmflora ist
Die Darmschleimhaut und die Darmflora des Hundes regenerieren sich nicht innerhalb weniger Tage. Entlastung wirkt nicht sofort spektakulär, aber nachhaltig.
Und genau das widerspricht vielen Marketingversprechen der Branche, die schnelle Effekte versprechen müssen.
Was das alles mit Bubeck zu tun hat
Bubeck ist nicht aus einer Theorie heraus entstanden.
Bubeck ist aus handwerklicher Praxis gewachsen.
Seit über 130 Jahren steht unsere Art der Fütterung für:
- konstante Rezepturen
- moderate Proteingehalte
- kontrollierte Stärke
- schonende thermische Verarbeitung durch Backen
- und vor allem: Wiederholung statt Rotation
Nicht, weil „früher alles besser war“.
Sondern weil sich gezeigt hat, dass Hunde mit verlässlicher, ruhig verdaulicher
Nahrung langfristig stabiler sind.
Das oben genannte Fachbuch liefert keine neue Philosophie
für uns.
Es liefert eine wissenschaftliche Erklärung, warum dieser Ansatz
funktioniert.
Keine Angst, keine Verbote, keine Extreme
Wichtig ist uns dabei eines ganz besonders:
Dieses Wissen ist kein Aufruf zur Angst.
Es ist kein Plädoyer für Verbote, Eliminationsdiäten oder Kontrollzwang.
Im Gegenteil.
Ein gesunder Darm braucht kein ständiges Eingreifen.
Er braucht ein stabiles Umfeld.
Oder anders gesagt:
Gesundheit entsteht nicht durch maximale Optimierung,
sondern durch minimale Überforderung.
Quellen
Darm als zentrales Immunorgan
Round, J. L., & Mazmanian, S. K. (2009).
The gut microbiota shapes intestinal immune responses.
Nature Reviews Immunology
Belegt:
– Der Darm ist ein zentrales Steuerorgan des Immunsystems
– Immunreaktionen entstehen häufig aus Dysbalancen, nicht aus einzelnen Stoffen
– Reiz, Gleichgewicht und Stabilität sind entscheidend für Immunruhe
Darmbarriere, Durchlässigkeit & Entzündung
Turner, J. R. (2009).
Intestinal mucosal barrier function in health and disease.
Nature Reviews Immunology
Belegt:
– Funktion der Darmbarriere (Tight Junctions)
– Zusammenhang zwischen Überlastung, erhöhter Durchlässigkeit und Entzündungsreaktionen
– Reaktionen entstehen oft systemisch, nicht lokal
Verarbeitung, Stärkeverfügbarkeit & Verdauungsbelastung
Svihus, B. (2014).
Function of the digestive system.
Journal of Applied Poultry Research
Belegt:
– Thermische Verarbeitung beeinflusst Verdaulichkeit und Belastung des Verdauungssystems
– Schnell verfügbare Stärke führt zu Verdauungsspitzen
– Ruhige, gleichmäßige Verdauung reduziert physiologischen Stress
(Grundlagenarbeit, auch auf Säugetiere übertragbar)
Einfluss der Ernährung auf die Darmflora beim Hund
Sandri, M. et al. (2017).
Raw meat based diet influences faecal microbiome and end products of fermentation in healthy dogs.
BMC Veterinary Research
Belegt:
– Ernährung beeinflusst Zusammensetzung und Aktivität der Darmflora beim Hund deutlich
– Futterwechsel und Reizänderungen führen zu messbaren mikrobiellen Verschiebungen
– Stabilität der Fütterung ist ein relevanter Faktor für Darmruhe
Darm–Gehirn–Stress-Achse
Cryan, J. F., & Dinan, T. G. (2012).
Mind-altering microorganisms: the impact of the gut microbiota on brain and behaviour.
Nature Reviews Neuroscience
Belegt:
– Wechselwirkung zwischen Darm, Immunsystem und Nervensystem
– Darmstress kann systemische Effekte haben
– Reizreduktion wirkt stabilisierend
Häufige Fragen zur Darmgesundheit beim Hund
❓ Was ist besser bei Darmproblemen: Trockenfutter oder Nassfutter?
Das hängt weniger von der Futterart als von der Verarbeitung ab. Schonend gebackenes Trockenfutter kann für empfindliche Hunde sehr gut verträglich sein.
❓ Wie lange braucht der Darm eines Hundes zur Regeneration?
Je nach Ausgangslage mehrere Wochen. Wichtig sind konstante Fütterung und Geduld.
❓ Sind Getreide oder Gluten grundsätzlich schlecht für Hunde?
Nein. Entscheidend sind Menge, Verarbeitung und der individuelle Darmzustand – nicht der einzelne Rohstoff.
❓ Warum hilft ein Futterwechsel oft nur kurzfristig?
Weil er Symptome überdeckt, aber dem Darm keine Zeit gibt, sich stabil anzupassen.
15,90 €
Zusammenfassung des Buches zum Hören
Hier ist eine Zusammenfassung des Buches. Hör mal rein.