Spätestens seit dem Sieg eines Jack Russell Terriers bei einer bekannten Casting Show ist dieser Hund Objekt der Begierde vieler Hundefans. Sie sind klein, definitiv putzig und scheinbar pflegeleicht, können viele Tricks und sind ein spaßiger Begleiter für das Leben. Meint man zumindest, wenn man sich nicht weiter über diese Rasse informiert hat. Die kecken Hunde mit dem kurzen und daher wenig pflegeintensiven Fell werden maximal 30 cm groß und haben im Idealfall nicht mehr als zwischen 5 und 6 Kilogramm Körpergewicht. Die Grundfarbe der Hündchen ist weiß und weist einmal mehr und einmal weniger verschiedene Braun- und Schwarztöne in Form willkürlich verteilter Flecken auf. Auffällig ist der stets wachsame, schon fast übereifrige und fordernde Gesichtsausdruck des Hundes, wenn er nicht zufällig gerade schläft. Der Jack Russell nimmt wirklich jede Einladung zu Arbeit und Spiel dankbar an und kennt kaum eine Grenze der Erschöpfung. Neben Border Collie und Huskie (nur als Beispiele genannt) gehört der kleine Terrier definitiv zu den Hunderassen, die ihre Halter schnell überfordern beziehungsweise dann ein Leben fristen, das ihrer Veranlagung nicht gerecht wird. Der Jack Russell ist nicht als kuscheliger Schmusehund für das Sofa geeignet und wird eine entsprechende nicht geeignete Haltung mit massivem Fehlverhalten quittieren – oder ein Leben lang leiden.
Ein fröhliches Energiebündel mit grenzenlosem Temperament
Wenn man einem Jack Russell Terrier beim Spielen oder Arbeiten zusieht, steckt die gute Laune des Tieres unweigerlich an. Scheinbar endlos kann der Halter ihn mit Laufen und Springen beschäftigen, wobei die Ausdauer des Hundes die des Besitzers meistens übersteigt. Dem kleinen Kraftpaket macht es nichts aus, wenn nach einer langen Joggingrunde an der Leine noch eine Übungseinheit im Dogdancing absolviert wird und es danach noch zum Spielen in den Park oder Garten geht. Der Terrier ist ein wirkliches Arbeitstier und bei entsprechender Erziehung als Begleit- und Jagdhund perfekt einsetzbar. Die Rasse ins Leben gerufen hatte übrigens ein britischer Geistlicher mit der Passion fürs Jagen – sein Name John Russell. Das Ziel seiner Zuchtbemühungen war ein Foxterrier für die Fuchsjagd, geeignet dafür, die Füchse aus ihren Bauten zu holen. Im Laufe der Zeit entstand so der Jack Russell, aber auch der Parson Russell Terrier – etwas größer und kantiger gebaut, als sein kleiner Artgenosse.
Rassebedingte Probleme für Hundehalter
1. Jagdinstinkt
Ein schlecht erzogener und eventuell nicht angeleinter Jack Russell Terrier wird sehr zuverlässig seinen Halter vor Probleme stellen. Ein Vogel, ein Kaninchen, ja selbst ein Blatt im Wind oder ein Schmetterling können schon Grund genug sein, alles zu ignorieren, was Herrchen oder Frauchen noch sagen oder rufen. Der Jagdinstinkt geht gnadenlos mit dem kleinen Hund durch, was natürlich nicht nur bei nahen Straßen eine große Gefahr darstellt. Auch das Wiederfinden in einem großen Waldstück wird zum Problem, denn der Gehorsam während so einer Verfolgungsjagd ist meist entsprechend minimal ausgeprägt.
2. Bewegungsdrang
Der Plan, mit einem erwachsenen Jack Russell Terrier ein paar Mal am Tag eine kleine Runde Gassi zu gehen, wird scheitern. Dazu ist der Bewegungsdrang des Hundes viel zu groß. Zum ansehnlichen Laufpensum gesellt sich, wie bereits erwähnt, der Wunsch nach Springen und Herumtollen, weswegen die ausdauernden Kraftpakete sich gerne für Parcours und andere Aufgabengebiete anlernen lassen. Voller Begeisterung führen sie die Kommandos aus, lernen schnell und sind kaum zu bremsen, wenn sie zeigen sollen, was sie können. Eine strenge Hand schadet nicht, denn die lustigen gesellen schießen nicht selten über das Ziel hinaus und müssen quasi von Geburt an ihre Grenzen gesteckt bekommen – mit liebevoller Führung, aber ausnahmsloser Konsequenz. Dem Jack Russell Terrier seinen Bewegungsdrang abzutrainieren, wäre fatal: Langeweile darf nicht aufkommen, da sich der Hund in diesem Fall andere Ablenkungen suchen wird – die Palette der Möglichkeiten reicht von zahllosen Versuchen, auszubüchsen bis hin zu einer mehr oder minder unbezwingbaren Zerstörungswut, die das Tier an allem auslässt – Schuhe, Möbel und so weiter.
3. Arbeits- und Spielwille
Wird der Jack Russell Terrier nicht als Arbeitshund gehalten, muss er zu seinem Bewegungspensum jeden Tag auch durch Arbeitsersatz und Spiel beschäftigt werden. Das bedeutet für den Halter, dass er in jedem Fall auch eine Menge Zeit und Motivation aufbringen muss. Egal, welches Wetter draußen herrscht, egal, ob man einmal ausschlafen und einen faulen Tag haben will. Die Laufbahn, nach der Welpenschule übergangslos in eine Hundeschule für erwachsene Tiere zu wechseln und das Übungsprogramm ständig zu erhalten und zu erweitern, ist anzuraten. Ein unterbeschäftigter Jack Russell Terrier gräbt voller Begeisterung tiefe Löcher in den Garten, zerbeißt Spielzeug und mehr, kratzt an Türen und Möbeln und wird auch langatmig laut, wenn die Aufmerksamkeit der Besitzer zu wünschen übrig lässt.
4. Beschützerinstinkt
Kleiner Hund ganz groß: Der mutige kleine Terrier wird sein „Rudel“ verteidigen, da gibt es gar keine Frage. Dieser Beschützerinstinkt darf ruhig in gewissem Maße toleriert werden, wenn der Hund seine Grenzen kennt. Lässt man das Tier aber gewähren, kann es zu gefährlichen Situationen kommen. Nähert sich eine fremde Person dem Kind im Kinderwagen, wird das kleine Familienmitglied mit aller Kraft verteidigt – da kann es schon einmal Bisswunden setzen. Zum Problem mit Nachbarn könnte es kommen, wenn der kleine wachsame Freund jedes Geräusch deutlich vernehmbar meldet.
Fazit: Ein Jack Russell Terrier muss gut erzogen sein, kostet den Besitzer ein Leben lang Kraft und Ausdauer und braucht auch in fortgeschrittenem Alter eine führende Hand mit der nötigen pausenlosen Konsequenz. Beinahe dankbar zeigt sich der Terrier für ein selbstverständliches Regelwerk, dessen Einhaltung erste Pflicht für Hund und Halter ist. Garantiert werden kann, dass der höchst intelligente und ansonsten getreue Gefährte sein Leben lang immer wieder probieren wird, den Besitzer an seine Grenzen zu bringen, ihn immer wieder auf seine Konsequenz hin testet und Ausnahmen gnadenlos quittieren wird. Im Leben des Jack Russell darf es eines niemals geben: Langeweile!
Der gesunde Mittelweg für den Jack Russell Terrier
Die kleinen Energiebündel stellen an den Halter höhere Anforderungen bezüglich der Ernährung und der Gesundheit. Natürlich muss ein Hund, der den ganzen Tag in Bewegung ist, mehr Kalorien zu sich nehmen, als ein Kollege, der am liebsten beim Herrchen auf der Couch lümmelt. Gibt es Tage mit mehr oder weniger „Sport“, muss die Nahrung entsprechend angepasst werden. Wer mit einem Hund intensiv nach dem Belohnungsprinzip arbeitet, sollte beim Ernährungsplan auch die Menge der Leckerlis berücksichtigen. Dadurch, dass der Jack Russell sich gern bewegt, ist Übergewicht doppelt fatal, weil es sich entsprechend schneller auf die Gelenke niederschlägt, die seine flinke Beweglichkeit ermöglichen.
Maß und Ziel zu finden, gilt auch in Sachen Training. Der agile und motivierte Hund wird sich kaum selbst Grenzen setzen, wenn es um hohe Sprünge oder andere, Wirbelsäule, Bänder und Gelenke strapazierende Bewegungsabläufe geht. Hier liegt es am Halter, den Hund angemessen zu fordern, ihn aber nicht über die Maßen zu strapazieren. Dabei kann man sich die Liebe des Hundes zum Wasser zu Nutze machen, aber noch besser Übungen aus dem Agility (oder einem anderen Hunde-) Sport in den Tagesplan aufnehmen. Der Jagdhund wird exzellente Leistungen bei Nasenarbeit vorweisen und freut sich über seinen Einsatz als Laufbegleithund für Reiter oder Jogger.
>>> Der Jack Russell Terrier ist als reinrassiger, aber auch Mischlings-Hund eine Herausforderung, der nicht jeder Halter gewachsen ist. Um dem Hund aber ein seiner Veranlagung gerechtes Leben zu ermöglichen, sollte man sich vor der Anschaffung klar werden, ob man folgende Verpflichtungen eingehen möchte:
- Ausreichend Zeit für die Beschäftigung des Hundes
- Genügend eigene Motivation für das tägliche und unumgängliche Bewegungspensum
- Bereitschaft zur Konsequenz und niemals endenden Erziehung beziehungsweise Einhaltung aller jemals aufgestellter Regeln
Ist nur einer dieser drei Faktoren nicht sicher zu gewährleisten, ist der Jack Russell Terrier NICHT als Haustier geeignet.