Heute gibt es zwei Arten von Hundehaltung: Die einen werden verwöhnt, haben es bequem und lustig, sind faul oder verspielt und leben ein vermeintlich super tolles Hundeleben. Die anderen befinden sich von Welpenbeinen an in der Hundeschule oder im Training, erlernen allerlei Dinge und müssen ein Leben lang arbeiten – auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
Ein paar Beispiele: Hütehunde, die auch als solche arbeiten, müssen sich strikt an das erlernte Wissen halten, wenn sie ihrer Arbeit, zum Beispiel der Verantwortung einer Schafherde, stellen müssen. Auf kurze Kommandos oder Zeichen haben sie zu gehorchen und dabei absolut beste Leistung erbringen. Der Schlittenhund powert sich aus, wenn er Fahrzeug und Menschen durchs Land zieht. Andere Hunde gehen zum Dog-Dancing oder Agility Training, absolvieren Wettkämpfe und Leistungstests. Selbst die berühmten, aber auch berüchtigten Schönheitswettbewerbe mancher Rasse-Hundebesitzer erfordern endlose Geduld und Duldsamkeit (das ist nicht das Gleiche!) als stets abrufbare Leistung von den Hunden.
Arbeit am Menschen: Hunde als Begleittiere
Machen wir Menschen uns Gedanken darüber, wenn ein Hund zum Blindenhund oder Begleithund für eine behinderte oder (beispielsweise Zucker-)kranke Person erzogen wird und dieses Tier nach einer langen Ausbildung den Rest seines Lebens nie einen Tag „frei“ haben wird? Was ist denn, wenn ein solcher Hund, von dem durchaus viel abverlangt wird, einmal einen Fehler macht? Das ist doch natürlich und niemand kann verlangen, dass immer alles zu 100 Prozent reibungslos funktioniert? Doch andererseits hängen lebenswichtige Situationen am Gehorsam eines Hundes, wenn er zum Beispiel sein blindes Herrchen über eine befahrene Straße führt, wenn er schlafen möchte, aber sein Frauchen droht, in einen Zuckerschock zu fallen – oder wenn eine behinderte Person die Medikamente fallen hat lassen und der Hund sie nicht (sogar ohne Kommando) aufhebt und apportiert. Da gibt es kein „Ich hab keine Lust!“, kein sorgenfreies Schläfchen, keine Auszeit, kein „lieber Spielen als Aufpassen und das Erlernte zu tun!“.
Arbeitshunde je nach Rasse und Grundbegabung
Der Dackel eignet sich wohl nicht als Schlittenhund – ebenso wird der Schäferhund wohl keine Couch-Kartoffel werden, es sei denn, man erzieht es ihm von klein auf an. Einen Husky zur Bewegungslosigkeit träger oder gehbehinderter Menschen zu verdammen, grenzt schon an Tierquälerei. Nicht nur Border Collies oder Jack Russell Terrier werden für ihre Halter zu wahren Problemhunden, wenn sie unterfordert sind. Der Pudel hingegen ist dazu geboren, schön auszusehen. So hat jede Rasse ihre Grundbegabungen, natürlich mit Unterschieden von Tier zu Tier. Im Prinzip kann man sich über die jeweilige Rasse (und Mischungen mit diesen Herkünften) weitreichend informieren, um vor der Anschaffung herauszufinden: Ist dieser Hund für mein Leben geeignet? Da sollte die Entscheidung, brauche ich einen Arbeitshund oder einen Familienliebling schon längst gefallen sein. Auch beim „Erlösen“ eines Hundes aus dem Tierheim – meistens schon etwas über das Welpenalter hinaus gewachsen – spielt die Information über seine Veranlagung eine wichtige Rolle. Holt man einen Border Collie in eine beschauliche Rentnerwohnung, kann dies zu wahren Katastrophen führen! Der Hund leidet, die Besitzer sind überfordert – und von einem glücklichen Leben kann hier für beide Seiten nicht die Rede sein.
Arbeitshunde HABEN ein glückliches Leben!
Hunde möchten Aufmerksamkeit, Bestätigung und Belohnung, Liebe und Lob. Wird das Arbeitspensum des Hundes an seine Veranlagung, sei es durch Rasse oder individuellen Charakter geprägt, angepasst und stimmen die weiteren Begleitumstände, hat dieser Hund definitiv ein sehr glückliches Leben. Er ist glücklicher, als wäre er eigentlich agil und lebendig, muss aber Stunden auf dem Sofa oder alleine ohne Beschäftigung verbringen. Umgekehrt verhält es sich aber genauso. Manche Vierbeiner wollen sich eben nicht verausgaben, sind mit einigen Gassirunden zufrieden und sehen es gar nicht ein, weder Ball noch Stöckchen zu holen oder sich mehr als nötig zu bewegen. Die richtigen Halter mit den richtigen Gewohnheiten, mit der erforderlichen Zeit, dem Geschick und Gespür für den Hund, seine Futter- und Lebensgewohnheiten: Dieses Paket ist es, was einen Hund glücklich macht.