Fremdkörper verschluckt: Welche Gefahr besteht für meinen Hund?

Manche Hunde sind wahre Fressmaschinen und vernichten gefühlt alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Oft sind herunterfallende Dinge noch nicht wirklich am Boden angelangt, hat der Hund sie schon im Maul und testet zumindest, ob das nicht etwas zum Essen sein könnte. So verschlucken die Vierbeiner Dinge, die eigentlich nicht für sie gedacht sind, was mehrere Gefahren birgt. Noch schlimmer allerdings ist es, wenn das Tier auch beim Gassigehen oder einfach so in der Wohnung Dinge anknabbert und zerbeißt und dabei dann auch Fragmente verschluckt. Bis hin zu ganzen Batterien haben Tierärzte aus dem Verdauungstrakt von Hunden schon die skurrilsten Dinge herausgeholt – natürlich kann das nicht gesund sein. Operationen sind teuer und haben auch Einfluss auf die allgemeine Gesundheit von Haustieren. Alles Aufpassen, Beobachten und Wegräumen hilft nichts – denn niemand kann dauerhaft auf die Hunde aufpassen. Irgendwann passiert es dann doch, und dann sollte man wissen, was zu tun ist.

Aus den Tagebuch der Tierärzte

Tagtäglich werden Veterinärmediziner mit allerlei ernsten Krankheiten ihrer Patienten konfrontiert und haben es sicher oftmals auch mit sehr eigenen Tierhaltern zu tun. Doch das Kapitel in einem Buch über ihre Erfahrungen, in welchem es um verschluckte Fremdkörper geht, ist besonders ausführlich zu schreiben.

Automatisch muss man das Leben umorganisieren, wenn man Hundebesitzer wird. Obstschalen auf dem Tisch, Süßigkeitenteller in Reichweite der Tiere: Das muss man anders platzieren, es sei denn, der Hund ist wirklich wohlerzogen und begreift: Das darf ich nicht. Spielsachen werden eigentlich zum Zeitvertreib angeschafft, doch manche Hunde wollen daran nur ihre Zähne ausprobieren und fressen dann Tennisbälle, Quietschefiguren und zerlegen sogar ganze Kauseile, nicht ohne davon auch Teile zu verschlucken. Dazu kommt noch das Eigentum von Frauchen oder Herrchen: Pantoffel, Zeitungen und Sofakissen sind nur einige der im Magen und Darm von Hunden gefundenen zerfressenen Gegenstände.

In der Regel sind Hunde Tiere, die nach ihrer Nase handeln und deswegen ist es wenig verwunderlich, dass sie lecker riechende Dinge fressen wollen. Die Tafel Schokolade, die einzeln verpackten Pralinen vom Wohnzimmertisch: Das sollen Hunde nicht fressen, vor allem dann, wenn sich noch Folie, Aluminium oder andere Verpackungsmaterialien daran befinden. Erwischt der Liebling einmal ein Stückchen Schokolade, ist das noch kein Drama – wohl aber die unverdauliche Alufolie, die mit verschluckt wurde. Diese kann sich im Darm ansammeln und zu einem Darmverschluss führen. Im späten Herbst beziehungsweise beginnenden Winter bereiten Gartenbesitzer gern Futter für Vögel vor. Darunter auch Meisenknödel. Das könnte Bello ebenfalls interessant finden, weswegen er das bei einer günstigen Gelegenheit durchaus als lohnende Beute identifizieren wird. Schwupps ist der Futterknödel gefressen – natürlich mit dem darum befindlichen Plastiknetz. Selbst von Angelködern, die mit Haken und Schnur einfach aufgefressen wurden, berichten Tierärzte nicht selten.

Holzteile von Stöckchenspielen, Insekten, Besteck (Teelöffelchen), Knochenstücke, Strümpfe beziehungsweise Teile von Strumpfhosen, kleine Büroartikel, Schrauben und Co., Elektrokabel und zerbissene Teppichstücke: Das ist ein weiterer Auszug aus der Liste der von Hunden verschluckten Gegenstände, der aufzeigen soll, dass diese Gefahr überall droht und man als Hundehalter stets achtsam sein muss. Natürlich macht es einen Unterschied, ob ein Stück Pelle von einer Scheibe Wurst „im Hund“ landet, oder eine Batterie, ein Stück Kabel oder ein großes Knochenstück.

Welche Gefahren drohen beim Verschlucken von Gegenständen?

Zu dieser Frage gibt es keine pauschale Antwort, da jeder Gegenstand anders geformt, zusammengesetzt und von Wirkungen begleitet ist, je nach Größe von Gegenstand (und Hund) und anderen Faktoren. Tatsache ist jedoch, dass in unterschiedlichen Körperbereichen Gefahren bestehen.

  1. Mund- und Rachenraum: Beim Zerkauen und Schlucken von Gegenständen können Splitter und kleine Fragmente zwischen den Zähnen, im Zahnfleisch, im Gaumen und Hals stecken bleiben. Eine geschnappte Wespe könnte in den Rachen stechen, ein Knochensplitter stecken bleiben. Die regelmäßige Kontrolle und das sofortige Handeln (meist hilft nur der Tierarztbesuch) sind angezeigt.
  2. Speiseröhre: Auch in der Speiseröhre können Splitter stecken bleiben, können Gegenstände von sperriger oder zu großer Beschaffenheit hängen bleiben. Husten, Würgen, nach Luft ringen: Das sind Anzeichen dafür, dass etwas nicht in Ordnung ist.
  3. Magen: Sind Gegenstände in den Magen vorgedrungen, könnten sie diesen in Richtung Darm versperren. Es kommt zu Erbrechen, sichtbaren Schmerzen (aufgekrümmter Rücken) und Appetitlosigkeit. Auch, wenn der Weg zum Darm nicht verschlossen ist, führen Fremdkörper im Magen zu Entzündungen und anderen Beschwerden.
  4. Atemwege und Lunge: Röcheln, Husten, Atemnot – das sind Anzeichen dafür, dass ein verschluckter beziehungsweise eingeatmeter Gegenstand zu einem Problem wird. Dort, wo sich Fremdkörper befinden, kann es zu Infektionen (zum Beispiel Lungenentzündung) kommen.
  5. Darm: Manche (kleinere und gegen Verdauungssäfte resistente) Gegenstände kommen auf natürlichem Wege wieder ans Tageslicht. Ist dies nicht der Fall drohen Darmentzündungen, Darmverschlüsse, das Absterben von Darmteilen und andere, lebensbedrohliche Konsequenzen.

Sonderfall Gift und andere Köder: Manche Tierhasser versuchen, ihrem Hass Ausdruck zu verleihen, indem sie Köder auslegen. In diesen befinden sich Glasscherben, Rasierklingen und allerlei Gifte – leider ist dem Einfallsreichtum dieser Verbrecher keine Grenze gesetzt. Erziehen Sie deswegen Ihrem Hund an, in der freien Natur nichts zu fressen. Bemerken Sie blutige Stellen am Maul, Erbrechen und andere Vergiftungserscheinungen, müssen Sie umgehend die nächste Tierklinik oder Arztpraxis aufsuchen. Selbst bei aller Eile und sofortigem Handeln ist aber oft jede Hilfe umsonst. Nutzen Sie zum Beispiel soziale Medien, um andere Tierhalter zu warnen und halten Sie die Augen stets offen. Denken Sie daran: Frisst Ihr Hund eine Maus, die Rattengift gefressen hat, geht das Gift auch in seinen Körper über.

Sonderfall Bakterien: Oftmals erwischen Hunde gerade beim unerlaubten Naschen an Komposthaufen, herumliegenden Nahrungsmitteln oder verendeten Tieren mit Krankheitserregern verseuchte Dinge. Die Folge können zum Beispiel Salmonellen sein, aber natürlich auch ansteckende Krankheiten, die bei fehlendem Impfschutz dann auch ausbrechen. Eine einfache Magen und Darm Verstimmung ist noch die harmloseste Konsequenz. Nicht jeder Hund macht Halt vor Aas, verdorbenen Lebensmitteln und anderen, mit Bakterien kontaminierten Dingen.

Sonderfall Gras: Dass Hunde Gras fressen und wieder erbrechen, ist unangenehm, aber eigentlich normal. Stammt dieses Grün jedoch von landwirtschaftlichen Nutzflächen (vor allem von den Rändern von Äckern), können Hunde mit dem Gras auch allerlei Chemie mit aufnehmen. Dort wo Landmaschinen beim Düngen, verteilen von Pflanzenschutzmitteln und Co. wenden oder anhalten, ist die Konzentration der Mittel unter Umständen besonders hoch. Lassen Sie hier Ihre Tiere deswegen angeleint, vermeiden Sie das Stehenbleiben an diesen Wegen und suchen Sie im Falle von Anzeichen eines Unwohlseins sofort einen Tierarzt auf!

Die wichtigsten Anzeichen für einen verschluckten Fremdkörper

- Würgereiz
- Dauerhaftes Schlucken
- Offenes Maul
- Husten, Niesen, Röcheln, Atemnot
- Längere Zeit kein Absetzen von Kot
- Krummer Rücken als Hinweis auf Schmerzen
- Erbrechen, oft auch nur Galle und Wasser
- Nahrungsverweigerung, kein Trinken
- Mattheit bis hin zur Apathie
- Fieber

  • Kontrollieren Sie Mund, Rachen und Lefzen auf sichtbare Spuren, gehen Sie aber dennoch unmittelbar zum Tierarzt.
  • Nur im absoluten Notfall (Erstickungsanfall) selbst eingreifen. Verständigen Sie, sofern bei Ihnen lokal verfügbar) die Tierrettung oder fahren Sie sofort zum nächsten verfügbaren Tierarzt! Zeit ist ein wichtiger Faktor, dennoch müssen Sie Ruhe bewahren, auch um Ihr Tier nicht zusätzlich zu stressen.

Vermissen Sie einen Gegenstand und haben Sie Ihren Hund in Verdacht, diesen gefressen zu haben, gehen Sie auch dann zum Tierarzt, wenn das Tier keinerlei Anzeichen zeigt. Nachdem Sie zuhause alles ergebnislos abgesucht haben, kann der Arzt durch Röntgen oder Ultraschall klären, ob und wie weit der Gegenstand im Inneren des Hundes verschwunden ist. Er kann auch über helfende Maßnahmen entscheiden, die vom Hausmittel (Sauerkraut und andere abführende Lebensmittel) bis zur sofortigen OP reichen. Es ist besser, sofort zu operieren, bevor es zu schlimmen Entzündungen und / oder einem Darmverschluss gekommen ist. Die Folgen sind bei weitem weniger schlimm, je eher gehandelt wurde.

  • Verschluss der Atemwege: Testen Sie, ob Sie den Fremdkörper über das Maul erreichen können. Wenn nicht, nehmen Sie Ihren Hund (notfalls mit Hilfe) an den Hinterläufen, halten Sie ihn kopfüber. Ein ruckartiges, aber nicht zu festes Zusammendrücken des Brustkorbes führt manchmal zum Auswurf des Gegenstandes.

Lesen Sie sich als (noch unerfahrener) Tierbesitzer in die Thematik ein, wenn Sie Zeit haben, damit Sie im Notfall handlungsfähig sind.

Halten Sie stets Nummern von Tierrettung, Tierklinik, Tierarzt etc., am besten im Telefonbuch vom Handy, zumindest aber auf Zetteln in der Jackentasche parat!

Wenn Sie Ihr Tier in die Notfallbehandlung transportieren, behalten Sie Ruhe. Eile mit Weile vermeidet Unfälle auf dem Transportweg, die das Drama zusätzlich verschlimmern.

Kategorien: Gesundheit Hund

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