Einschläfern: Das geliebte Haustier gehen lassen

Wer sich einen Hund ins Haus holt, weiß, dass dieses geliebte Tier nur für einige Jahre ein treuer und geliebter Begleiter sein wird. Hunde werden je nach Rasse und Haltung zwischen 8 und 15 Jahren alt, einige nicht so alt, manche erreichen aber auch ein wirklich gesegnetes Alter von bis zu 20 Jahren. Letzteres ist aber die absolute Ausnahme und ist auch meist mit körperlichen Alterserscheinungen verbunden – wie auch bei alten Menschen lassen Sehkraft und Gehör nach, werden die Knochen morsch und auch die Organe arbeiten nicht mehr einwandfrei.

Irgendwann steht die Entscheidung an, dem Tier weiteres Leid zu ersparen und es einschläfern zu lassen. Es gibt Hundehalter, die absolut gegen diese Form der Euthanasie sind und der Natur ihren Lauf lassen. Diese Besitzer sind keine „Monster“ – es gibt natürlich Argumente gegen die Sterbehilfe bei Tieren. Diese liegen nicht selten in Gewissensfragen, die eigentlich eine menschliche Angelegenheit sind: Darf ich die Entscheidung treffen, meinen Hund töten zu lassen? In der Natur ist es nicht vorgesehen, auf diese Weise in den Lebenskreislauf einzugreifen. Schwache und kranke Tiere verenden nun einmal und das könnte man als die normalste Sache der Welt ansehen. Im Gegenzug kann die moderne Veterinärmedizin heute vieles bewerkstelligen. Hunde, die aufgrund von schlechten Zähnen nicht fressen konnten, waren Jahrhunderte lang dem Tod geweiht – heute können diese Probleme behandelt werden; es gibt alle Variationen von Futtermitteln, die auch für zahnlose Hunde ein zufriedenstellendes Leben ermöglichen. Dies nur ein Beispiel für den Wandel der Zeit. Hunde waren Gebrauchstiere zum Hüten, Jagen und Bewachen und konnten sie ihren Dienst nicht mehr tun, war ihre Zeit eben gekommen.

Ein gnadenvoller Schuss aus dem Gewehr eines Jägers war lange Zeit – wenn überhaupt – die einzige Methode, einen Hund von Schmerzen und Leiden zu erlösen. Diese Methode ist allerdings eine Horrorvorstellung für viele heutige Hundehalter. Beim Einschläfern kann der geliebte Freund ohne Angst und Schmerzen über die Regenbogenbrücke gehen – in einem würdigen Rahmen, aber natürlich nicht ohne heftigsten Seelenschmerz seiner Familie.

Die letzte Diagnose: Der Abschied beginnt

Deutliche Anzeichen einer letztendlich tödlichen Erkrankung (oder eines Unfalls) führen zum Tierarzt, nicht selten schon mit einem sehr mulmigen Gefühl im Bauch. Und tatsächlich – der Veterinär kann keine guten Nachrichten überbringen. Krebserkrankungen, unheilbare Gelenkserkrankungen und viele andere Diagnosen besiegeln das Schicksal eines Hundes. Nur in absoluten Ausnahmefällen fällt die Entscheidung für das Einschläfern sofort: Ein drastisches Unfallgeschehen mit schlimmen Verletzungen ist beispielsweise ein Grund dafür, eine Leidensgeschichte unnötig zu verlängern. Ansonsten wird der Tierarzt dem Besitzer die aktuelle Lage schildern und ein ausführliches Gespräch mit den Besitzern führen. Dabei wird über Sinn oder Unsinn (und Kosten) von OPs oder einer Medikation (zum Beispiel um Schmerzen zu lindern) gesprochen und über weitere Faktoren der Lebensqualität.

Solange ein Hund frisst, säuft und kurze Spaziergänge macht, keine übermäßigen Schmerzen oder Ausfälle in neurologischer Hinsicht zu befürchten sind, muss das Todesdatum noch nicht festgelegt werden. Wenn aber die Schmerzen Überhand nehmen, der Hund sich von einem Krampfanfall in den nächsten quält und / oder er bereits austrocknet und abmagert, ist seine Zeit gekommen. Die Zeit zwischen Diagnose und Termin zum Einschläfern ist schmerzhaft, aber eine Möglichkeit, sich angemessen zu verabschieden. Keine Rücksicht mehr auf Diät und Speiseplan, kuscheln, Zeit zusammen verbringen: Eine intensive aber auch harte Zeit, denn der Gedanke an den nahen Tod ist allgegenwärtig.

Die Entscheidung: Es ist soweit

Es gibt kaum einen Hundehalter, der einfach die Leine nimmt, zum Tierarzt geht und sagt: „Einschläfern bitte!“ Im Gegenteil: Eine zweite Meinung von einem anderen Tierarzt, Gespräche mit anderen Hundehaltern, bis zuletzt Hoffen und Bangen auf ein Wunder, das aber nicht geschehen wird – das Gewissen plagt einen bis zum bitteren Ende. Irgendwann aber kann man bei all den Gefühlen des Zweifels auch das Leiden des Hundes nicht mehr mit ansehen. Dann sollte alles für den Abschied geregelt sein, um die Situation so „erträglich“ wie möglich zu machen. Die meisten Tierärzte wissen über den Seelenschmerz des Hundehalters Bescheid und sorgen für einen eigenen Raum, in welchem der Vorgang so pietätvoll wie möglich stattfinden kann. Eine Alternative ist das Einschläfern daheim, sofern der veterinär auch Hausbesuche macht. Die gewohnte Umgebung, das Weglassen der ansonsten unvermeidbaren Autofahrt: Leichter wird es dennoch nicht – nur stressfreier.

Wie läuft das Einschläfern ab?

Ein Hundebesitzer, der vorher über das Einschläfern als Vorgang Bescheid weiß, spart sich Unsicherheiten, wenn es soweit ist. Letztendlich sind es meist zwei Spritzen, die das Tier bekommt (oder es wird über einen venösen Zugang gearbeitet). Das erste Mittel, das der Hund verabreicht bekommt, lässt ihn einschlafen. Erst, wenn dieses Mittel wirkt, wird die tödliche Dosis eines Narkosemittels, quasi eine Überdosis, gegeben. Das Herz hört auf zu schlagen und der Tod des Hundes wird festgestellt. Es wird kein „Gift“ gegeben, ein wirklicher Todeskampf findet nicht statt. Keine schmerzhaften Krämpfe, kein Ersticken: Man ist meistens erstaunt, wie schnell das Ganze dann doch gegangen ist.

Die Qual, die der Hundehalter in dieser Zeit durchlebt, ist trotzdem furchtbar – genau wissend, er hat die endgültige Entscheidung getroffen, mit seinem Einverständnis geschieh nun „ein Mord“. Die letzten Augenblicke sind an Grausamkeit kaum zu übertreffen. Dennoch sollte das letzte, was der Hund vor dem Einschlafen mitbekommt, nicht der unendliche Schmerz seines Herrchens oder Frauchens sein. Allerdings ist die Alternative oft höchstens, den Tierarzt seine Arbeit alleine verrichten zu lassen, was bedeuten würde, das Tier ohne eine vertraute Person seinen letzten Weg gehen muss. Einen Rat zu geben, ist nicht möglich, denn die Worte „Reiß dich zusammen, sei tapfer!“ sind in dem Fall nichts als eine hohle Phrase.

Vor dem Einschläfern

Für den schweren Weg, der dem Hund und seinem Besitzer bevorsteht, sollten Vorbereitungen getroffen werden.

  1. Genießen Sie jede Minute mit Ihrem Tier. Beurteilen Sie dabei aber konsequent, wie das Verhältnis zwischen Lebensqualität und Leid ist. Sobald das Leid überhandnimmt, vereinbaren Sie zeitnah einen Termin beim Arzt.
  2. Regeln Sie vor dem endgültigen Abschied schon, ob der Tierarzt nach Hause kommt, oder Sie in die Praxis fahren müssen. Eventuell anfallende Anfahrtskosten sind zu berücksichtigen.
  3. Falls das Einschläfern nicht zuhause stattfinden kann oder soll, sorgen Sie für einen Fahrer, der Ihnen in der schweren Gefühlslage die ausreichende Verkehrssicherheit bieten kann. Ein Freund oder eine Freundin, die zusätzlich Trost und Rückhalt spendet, wäre optimal.
  4. Klären Sie bereits jetzt die Modalitäten bezüglich einer Bestattung oder einer Einäscherung. Es ist auch möglich, den Hund beim Tierarzt zu lassen, was jedoch bedeutet, dass das Haustier in der Tierverwertung landet – kein schöner Gedanke und natürlich auch nicht kostenlos. Eine Bestattung im eigenen Garten wäre natürlich eine schöne Idee, doch muss man sich diesbezüglich immer beim zuständigen Veterinäramt befragen, was erlaubt ist und was nicht. Gerade in ländlichen Regionen sind Tierfriedhöfe oft sehr weit weg. Eine Urne mit Asche nach einer Einzeleinäscherung kann zuhause aufbewahrt werden. Die Bestattung auf einem menschlichen Friedhof ist nicht erlaubt. Teuer, aber ein Andenken auf Lebenszeit ist die Anfertigung eines Diamanten aus der Asche Ihres Lieblings, den man sich beim Juwelier fassen lassen kann, um ihn immer bei sich tragen zu können.

Fazit: Wer bereits ein Haustier einschläfern ließ, weiß, wie man sich als Mensch bei dieser Entscheidung und bei der Handlung selbst (und danach) fühlt. Ein Irrglaube ist es, dass das Ganze beim zweiten oder dritten Hund zur Routine wird. Klare Entscheidungen für den Fall der Fälle erleichtern die unliebsame Prozedur etwas – es bleibt Zeit für Gefühle, wenn man nicht auch noch Entscheidungen bezüglich Ort und Zeitpunkt, Bestattung und so weiter treffen muss. Nehmen Sie sich nach dem Einschläfern alle Zeit, die Sie brauchen, um Ihre Trauer zu bewältigen. Ein „neuer“ Hund ist Ablenkung, aber natürlich kein Ersatz – die Entscheidung, ob und wann Sie sich einen neuen Vierbeiner zulegen, liegt ganz bei Ihnen.

Bild von ewa pniewska auf Pixabay

Kategorien: Gesundheit Hund

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