Nach dem riesigen Kinoerfolg der 101 Dalmatiner wollte jedes Kind weltweit wenigstens einen solchen Hund besitzen – und viele Familien schafften sich nach diesem Blockbuster auch ein schwarz gepunktetes Haustier an. Selbst Katzen mit ähnlicher Fellfarbe erfreuten sich plötzlich höherer Beliebtheit. Dieser Run zu den Dalmatiner Züchtern hat mittlerweile nachgelassen, was Tierfreunde weltweit mit Wohlwollen feststellen, da das Dasein als Modehund für eine Rasse immer mit Problemen verbunden ist. Wie immer erleichtert eine so immense Nachfrage nach Zuchttieren auch sogenannten Vermehrern ihre Arbeit: Auf Kosten der Tiere wird die Hundezucht zur reinen Geldmacherei, unseriöse Geschäfte wirken sich auf die Gesundheit der Hunde aus, was manche Kaufinteressenten aber konsequent ignorieren, Hauptsache, sie kommen möglichst billig an den gerade aktuellen Modevierbeiner. Die Warnung, dass man gesunde Welpen aus einer seriösen Zucht nur von wirklich guten Züchtern, die auch offiziellen Vereinigungen angehören, erhält, wird in den Wind geschlagen – dafür sind einige hundert Euro „Rabatt“ zu verlockend. Die Hunde als „Ware“ haben nicht immer ein schönes Schicksal.
Der Dalmatiner hat „keine“ Geschichte
Über die meisten Hunderassen kann man ganz genau erfahren, wo sie herkommen, wer welche Zuchtversuche unternommen hat und in welchem Land die Rasse ihre Herkunft hat. So gesehen hat der Dalmatiner keine eigene Geschichte, da es bis heute nicht geklärt werden konnte, wo diese Rasse ihren Ursprung hat. So kann nur spekuliert werden, ohne jedoch eindeutige Hinweise auf die Herkunft der Hunde zu erhalten. Hunde mit großer Ähnlichkeit zu den heute bekannten Dalmatinern sieht man schon auf manchem antiken Fresko, was die Herkunft auf das alte Griechenland oder Ägypten lokalisieren würde. Wegen der Namensgebung könnte auch der Ursprung in Dalmatien, also in Kroatien, liegen. Andere Ermittlungsversuche lassen aber auch die Möglichkeiten von Großbritannien oder Italien, der Türkei oder sogar im indischen Raum zu. Eine nachgewiesene genetische Verwandtschaft zu den Englischen Pointern (vergleiche hierzu auch den Körperbau) liegt vor.
Wie auch die Herkunft der Rasse ungeklärt ist, weiß man bis heute nicht, welchen Verwendungszweck die Dalmatiner einst hatten. Handelte es sich bei frühen Vertretern der Rasse um Jagdhunde? Oder waren sie eher als Wachhunde gedacht? Begabung für beide Aufgaben wäre vorhanden. Fest steht, dass Dalmatiner seit jeher aufgrund ihrer fehlenden Unterwolle nicht wetterfest sind und deswegen für ein Leben in der freien Natur in kälteren Regionen nicht in Frage kommen. Gesichert ist aber, dass man den Dalmatiner oft und gerne als Kutschenbegleithund eingesetzt hat. So ist es auch zu erklären, dass der Dalmatiner einen sehr starken Bewegungsdrang hat. Hier musste er Tagelang bei Wind und Wetter neben den Kutschen zum Schutz herlaufen. Auch erklärt sich hier, warum der Dalmatiner in der Ernährung sehr speziell ist. Viele Hunderassen kommen mit der heutigen übermäßigen Ration an Fleisch mehr oder weniger zurecht. Der Dalmatiner hingegen reagiert auf zu viel Proteine mit starken Verdauungsproblemen und zeigt deutliche Anzeichen von allergischen Reaktionen.
Belegbare Tatsachen über den Dalmatiner sind rar – so weiß man, dass in vornehmen Haushalten früherer Zeit diese Hunde gerne als Statussymbol gehalten wurden. Einen Rassestandard gibt es seit 1890. Man zählt die schwarz weißen eleganten Hunde zu den Lauf- und Schweißhunden.
Das Aussehen der Dalmatiner
Eigentlich gibt es kaum Menschen, die bei Erwähnung der Hunderasse nicht gleich wissen, wie die Tiere aussehen. Die typischen schwarzen (oder braunen) kleinen Flecken auf dem ansonsten makellos weißen Fell sind allseits bekannt. Das Fell glänzt bei einem gesunden Tier sehr ansprechend, ist glatt und kurz. Zur Welt kommen die Dalmatiner vollkommen weiß. Von der Verwendung als Zuchttier ausgeschlossen sind Exemplare, die nicht Tupfen, sondern größere, plattenartige Einfärbungen des Fells aufweisen.
Beim Dalmatiner unterscheiden sich Hündin und Rüde in Sachen Größe und Gewicht nur unwesentlich – beide Geschlechter werden im Stockmaß um die 60 cm groß und etwa 30 Kilogramm schwer. Bei richtiger Ernährung und ausreichender Bewegung sind Dalmatiner Hunde auffallend schlank, dabei aber durch und durch muskulös. Trotz dieser Athletik ist den Tieren eine gewisse Eleganz zu Eigen. Die Ohren sind weit oben am Kopf angesetzt, hängen sanft gerundet herab und unterscheiden sich im Fell nicht vom Rest des Körpers. Laut Rassestandard gibt es Dalmatiner mit braunen oder bernsteinfarbenen Augen. Die Hunde haben keine Hautfalten, der Kiefer ist kräftig entwickelt. Die Rute hat die Form einer Sichel, die bis zum Sprunggelenk reicht. Sie verjüngt sich vom Ansatz bis zur Schwanzspitze.
Charaktereigenschaften des Dalmatiner Hundes
An sich ist der Dalmatiner ein sehr freundlicher Hund, der offen und interessiert am Leben seiner Familie teilnimmt. Neugierig lässt er sich auf Spieleangebote und Lerneinheiten ein und zeigt auch ansehnliche Erfolge. Talentiert zeigt er sich als Wachhund, der Besucher zuverlässig meldet, dabei aber kaum Aggressionen zeigt. Es gab eine Zeit, in der manche Exemplare sehr nervös oder sogar als aggressiv einzustufen waren. Dies waren erste Vertreter oder Nachkommen der massiven, da profitablen Zucht nach dem Erscheinen des Kinofilms. Seit der Hype aber nachgelassen hat und die Vermehrer sich wieder auf andere, gerade angesagte Rassen konzentrieren, haben sich diese Ausrutscher wieder gelegt und hat die Rasse wieder zu ihrem freundlichen und aufgeschlossenen Wesen zurückgefunden, einige Opfer unsäglicher Haltung und falscher Erziehung ausgenommen.
Erziehung von Dalmatinern
Jeder Hund braucht ein gewisses Maß an Erziehung, die seine Qualitäten fördert und eventuelle Untugenden ausmerzt. Diese „Schule fürs Leben“ darf beim Dalmatiner aufgrund einer gewissen Sensibilität nicht zu hart ausfallen. Das „Abrichten“ mit Zwang und Drill verträgt die Hunderasse nicht. Der Besitzer muss es lernen, eine gewisse Sturheit der Hunde händeln zu können und ihren durchaus präsenten eigenen Willen in den Griff zu bekommen. Da die Hunde aber sehr gelehrig sind und sich gerne in ihrer (menschlichen) Umgebung wohl fühlen, ist eine gemäßigte, aber konsequente Erziehung nicht als unlösbare Aufgabe anzusehen. Ein auf jeden Fall in der Hundeschule zu behandelndes Thema ist der individuell mehr oder weniger auftretende Jagdtrieb der Hunde.
Haltungsbedingungen für einen Dalmatiner
Wer sich einen Dalmatiner ins Haus holt, muss mehrere Dinge wissen.
- Dalmatiner haben einen gewissen Bewegungsdrang und sind nichts für Halter, die lieber gemütlich auf der Couch liegen, als sich an der freien Luft großzügig zu bewegen. Die Hunde lieben es, mit zum Joggen oder Radeln genommen zu werden oder mit einem Reiter unterwegs zu sein. Um den Hund auszulasten, reicht es auch nicht, ihn ihn einen Garten zu lassen. Er braucht täglich ein Pensum an ausdauernder Bewegung.
- Das fehlende Unterfell wirkt sich bei Nässe und Kälte, aber auch großer Hitze aus, weswegen Dalmatiner nicht dauerhaft im Freien gehalten werden können.
- Dalmatiner neigen zu Allergien, was unter Umständen eine besondere Ernährung erforderlich macht. Von Grund auf darf man dem Hund nur eine purinarme Kost (wenig oder kein Fisch, keine Innereien usw.) angedeihen lassen, da die Tiere Probleme beim körpereigenen Transport von Harnsäure haben. Sie neigen zu Harnsteinen, eine Tatsache, die regelmäßig auf der Checkliste beim Tierarzt stehen sollte. Übersichtstabellen über den Puringehalt von Nahrungsmitteln finden sich im Internet, eine spezielle Ernährungsberatung erhält man auf Anfrage beim Tierarzt oder einem guten Züchter.
- Beim Kauf eines Dalmatinerwelpen sollte man darauf achten, ob das Tier hört. Taubheit gehört zu genetischen Krankheiten der Rasse, was ein seriöser Züchter aber vor dem Verkauf der Welpen untersuchen lässt und von sich aus darüber Auskunft gibt.
- Dalmatiner sind durchaus perfekte Familienhunde, wenn alle Familienmitglieder das Tier als Individuum und nicht als Spielball behandeln. Da man aber schon kleinen Kindern Respekt vor Tieren näher bringen kann, ist das Zusammenleben von Kindern und Dalmatinern kein Thema.