Sind Katzen wirklich eifersüchtig?

Meistens wird eine Katze in eine Situation hinein geholt, an die sie sich gewöhnt und in der sie ihren festen Platz hat. Nehmen wir zum Beispiel ein junges Pärchen, gerade in der ersten gemeinsamen Wohnung zusammen gezogen: Die Katze kommt als Vorläufer des Kindes, das man einmal haben möchte und wird dementsprechend umsorgt, bespaßt und geliebt. Alles ist schön: Die Katze hat ihren Auslauf und ihren Freiraum, aber auf ihr Kommando auch Streicheleinheiten, Spiel und Zuwendung. Dann zieht sie sich auf ihre Lieblingsplätze zurück, um wahlweise entspannt neue Kraft bei einem ausgiebigen Schläfchen zu finden oder mit halb geschlossenen Augen ihre Umgebung zu beobachten. Die Katze ist stubenrein, brav, macht nichts kaputt und meckert höchstens einmal, wenn nicht pünktlich der Napf gefüllt wird. In der Nacht kuschelt sie sich vertrauensvoll ins Bett ihrer Besitzer, um gemeinsam mit diesen die Schlafenszeit zu verbringen.

Doch dann der Schock für das Tier. In unserem Beispielfall hat das Pärchen nach einigen Jahren entschieden, ein Baby zu bekommen. Dieses hält nun Einzug, die Freude bei den frisch gebackenen Eltern ist riesig. Die Wohnung gleicht einem Taubenschlag, denn der Besuch steht Schlange, um den neuen Erdenbürger zu begrüßen und zu bestaunen. Aus der Sicht der Katze ist da nicht nur ein neuer, kleiner und quäkender Mensch eingetroffen – sie wird auch feststellen, dass sie im Moment nur eine nicht zufriedenstellende Nebenrolle spielt. Frauchen hat keine Hand zum streicheln und kraulen, da sie stets das Baby herumträgt, zu dem das Tier selbst aus verschiedensten, für die Katze selbst unverständlichen Gründen, nicht hin darf. Herrchen strahlt vor Glück, doch nicht, weil die Mieze um die Beine schleicht, sondern weil er sich freut, dass das Leben so toll durch das Kind bereichert wurde.

So geschehen Fehler, die das Tier nur schwerlich verzeihen kann. War bisher immer alles in bester Ordnung, vergisst man nun plötzlich, den Napf zu füllen. Macht man sich als hungrige Fellnase bemerkbar, wird man unwirsch angefahren: „Jetzt nicht!“ – und oft wird es später Abend, bis man endlich etwas zwischen die Zähne bekommt. Das Katzenklo ist nicht mehr optimal sauber, denn statt die Hinterlassenschaften in der Streu zu beseitigen, wird nun etliche Male am Tag ein Windelpaket geöffnet und erneuert, verbunden mit lieben Worten, Zärtlichkeit und ganz viel Liebe – nur eben nicht für die Katze. Am schlimmsten aber ist es, dass niemand mehr Zeit hat für die Miezekatze, die so sehr nach Streicheleinheiten und einer kleinen Runde Spiel giert. Der Freigang dauert Ewigkeiten, denn das arme Tier sitzt Stunden vor dem gewohnten Eingang, niemand öffnet und freut sich, dass man wieder da ist.

Auf was kann eine Katze eifersüchtig sein?

Das beschriebene Fallbeispiel ist nicht die Regel und auch nicht die einzige Möglichkeit, bei seinem Stubentiger Gefühle wie Eifersucht auszulösen. Im Prinzip kann ein neuer Partner im Leben eines einstigen Singles schon ausreichen – ebenso wie die Hausaufgaben eines Schülers, der vorher den ganzen Nachmittag Zeit für sein Kätzchen hatte und nun plötzlich Schreibübungen und Mathe Aufgaben zu erledigen hat. Auf eher ungewohnten Besuch in einer sonst einsamen Wohnung erfolgt manchmal eine erfreute Reaktion, weil neue Menschen zum streicheln und spielen da sind – ein anderes Mal reagiert die Katze aber mit Scheu oder Auffälligkeiten.

Und wie zeigt sie ihre Eifersucht?

Die Auswirkungen eifersüchtiger Gefühle sind sehr verschieden. Manche Katzen reagierten zum Beispiel mit ungewohnter Unsauberkeit. Zum einen kann das nicht mehr optimale versorgte Katzenklo der Auslöser sein, zum anderen aber durchaus auch die Absicht, durch das Urinieren auf Gegenstände (Babybett, Trage, Wäsche…) auf sich aufmerksam zu machen. Das Kind, das mit seinem Griffel auf der Tafel schreibt, muss damit rechnen, dass Katze oder Kater sich einfach auf diese Tafel setzen und mit dem Griffel spielen, bis die Aufmerksamkeit des Kindes endlich von den Hausaufgaben weg und auf das Haustier hin gerichtet ist. Eine neue Katze im Haushalt oder ein Hund werden ebenfalls verschieden begrüßt. Einige verteidigen ihr vermeintliches Hausrecht mit Angriffslust und Futterneid, andere ziehen sich beleidigt zurück, verstecken sich und wollen gar nichts mehr fressen, nicht mehr spielen oder ähnliches. Aggressionen in unterschiedlicher Intensität treten auch gegenüber neuen Menschen im heimischen Bereich auf: Fauchen und Knurren, aber auch Beißen und Kratzen gehören zu den deutlichen Anzeichen für offensichtliche Eifersucht und eigentlich Verzweiflung des geliebten Haustiers.

Erklärungen versteht die Katze nicht

„Aber mein Schatz, du musst doch nicht eifersüchtig sein! Dein Essen steht in der Küche und nachher kommst du auf die Couch und wir kuscheln schön.“

Aus diesen Worten macht die Katze sich zunächst einmal nichts. Der einzige, aber wenigstens positive Effekt dieser Erläuterung ist, dass das Tier den liebevollen Tonfall wahrnimmt und die Zuwendung registriert. In den meisten Fällen jedoch wird die Angst vor dem „Feind“ aber überwiegen. Der Wunsch, den Eindringling zu bekämpfen und am liebsten zu eliminieren, wird bleiben und damit auch das Fehlverhalten, das die Katze neuerdings, also seit Beginn der neuen Zeit, an den Tag legt.

Es kann zur Eskalation kommen!

Je nach Gemüt der Katze kann es durchaus zu sehr problematischen Situationen kommen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es ein Baby, ein Erwachsener, ein Hund oder eine rivalisierende Katze ist, die im Mittelpunkt der Eifersucht steht. Da fließt auch gerne mal Blut – und zwar nicht zu knapp, denn Katzen, die in Rage sind, kennen kaum Grenzen und kratzen tief beziehungsweise verbeißen sich richtig in einem Gegner. Katzenbisse können sich wirklich sehr böse entzünden, weswegen bei einem solchen Vorfall sofort ein Arzt aufgesucht werden sollte, der die Wunde desinfiziert und versorgt. Damit es gar nicht erst soweit kommt, kann der Katzenhalter einiges tun, um Eifersucht erst gar nicht aufkommen zu lassen.

- Beweisen Sie dem Stubentiger bei jeder Gelegenheit, dass sich an seinem Status nichts geändert hat und er nach wie vor geliebt wird.
- Achten Sie darauf, Gewohnheiten aufrecht zu erhalten, soweit es irgendwie möglich ist. Fütterungszeiten, Freigänge und Kuschelzeiten, Spiel und jede Form der Zuwendung sollten nach wie vor unverändert eingehalten werden.
- Weisen Sie die Katze nach Möglichkeit nicht ab, wenn sie von selbst Kontakt zu Ihnen sucht. Ein kurzes Streicheln, ein lieber Zuspruch – das kann schon ausreichen, um auch im größten Stress keine Gefühle zu verletzen. Sobald Sie dann genug Zeit haben, richten Sie eine längere Phase der Aufmerksamkeit ein.
- Experten raten dazu, bei der Haltung mehrerer Katzen jedem Tier einzeln eine gewisse Zeit der alleinigen Aufmerksamkeit zu schenken. Diese kann altersgerecht und individuell gestaltet werden. Sie werden feststellen, dass eine ältere, schon etwas träge gewordene Samtpfote unter Umständen plötzlich ihren jugendlichen Leichtsinn wieder entdeckt und auf einmal wieder spielen will! Gehen auf diese veränderte Situation auf jeden Fall ein.
- Verteilen Sie Futter und Leckerlis gerecht und gleichzeitig, um Futterneid zu vermeiden. Aber passen Sie auf – wenn eine von zwei Katzen schneller frisst, kann es auch dann noch zu Streitigkeiten kommen. Dann sollten Sie eventuell getrennt füttern.

Damit sich die Eifersucht nicht auf einen Menschen bezieht, sorgen Sie für ein behutsames Kennenlernen. Die Katze muss sich an die Anwesenheit, die Stimme und das Verhalten des Fremden gewöhnen. Füllt der neue Partner den Futternapf, kann dies das Eis brechen, ebenso aber das Mit-Einbeziehen in das gewohnte Spiel und geliebtes Kuscheln. Wie man Streitigkeiten um einen Schlafplatz im gemeinsamen Bett löst, ist von Fall zu Fall verschieden. Auch hier ist natürlich das Einfühlungsvermögen eines neuen Lebenspartners gefragt. Manche Katze will auf einmal gar nicht mehr im Schlafzimmer nächtigen, wenn dort auf einmal ein Fremder liegt. Das kann sich mit der Zeit wieder geben, ist aber nicht sicher.

Auf ein Baby kann man die Katze nur schlecht vorbereiten. Wenn das Kind ins Haus kommt, muss man der Samtpfote die Chance geben, das fremde Wesen kennen zu lernen. Dabei muss natürlich eine Vertrauensperson anwesend sein, die auf jede Reaktion gefasst ist. Unbedingt sollten Sie es vermeiden, das Tier anzuschreien, nach ihm zu schlagen oder ähnliches. Je gelassener Sie sind, umso einfacher ist es für das Tier, das Neue zu akzeptieren. Aber natürlich kann auch zu intensives Kuscheln zwischen Katze und Baby Gefahren bergen. Fingerspitzengefühl ist auf jeden Fall wichtig!

Bild von Anja?#helpinghands #solidarity#stays healthy? auf Pixabay

Kategorien: Erziehung Katze

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