Katzen aneinander gewöhnen - So geht es richtig!

Wer schon einmal zwei Katzen beim Raufen gesehen hat, weiß: Hier fliegen die Fetzen. Fürchterliches Geschrei, Geknurre und Gefauche erklingt, während die Tiere mit dem viel gerühmten Katzenbuckel, buschigem Schwanz und flach nach hinten gelegten Ohren umeinander herum schleichen. Unvorhersehbar für den Laien erfolgt dann der Angriff – und das nicht zu knapp. Fellbüschel fliegen herum, manche blutige Spur einer Verletzung ist zu sehen. Die Tiere können sich sogar ineinander verbeißen und setzen nebenher noch die kräftigen Hinterläufe als Waffe ein. Spitze Zähne und scharfe Krallen sind die Mittel im Kampf um das Revier oder die Oberhand – und der Gegner gibt erst auf, wenn wahlweise vom Menschen eingegriffen wird oder klar wird: Das überleb ich vielleicht nicht.

Besonders mit zwei männlichen Tieren könnte es wirklich problematisch werden: Beobachtungen zeigen, wie ein Kater in der Wohnung, zum Beispiel hinter einer Terrassentüre, ausflippen kann, wenn draußen ein Kontrahent erscheint. Durch die Scheibe hindurch sind die Szenarien ähnlich der oben beschriebenen Situation, nur eben ohne direkten Krallenkontakt. Verletzungsgefahr besteht trotzdem, denn im Moment einer solchen Provokation sind Blumentöpfe und Deko auf Fensterbänken und Co. einfach nur nebensächlich. Wie aber schafft man es, zwei Katzen aneinander zu gewöhnen und gemeinsam zu halten, ohne Verletzungsrisiko und Ärger?

Katzen haben einen Ruf als Einzelgänger, als selbstbewusste Tiere, die – auch gegenüber ihren Haltern – ihren Willen durchsetzen. Dass dieser „Leumund“ nicht so ganz stimmt, zeigen perfekt sozialisierte Stubentiger, die ganz selbstverständlich zusammen wohnen, kuscheln, sich gegenseitig putzen und nicht einmal beim Fressen eine Feindseligkeit an den Tag legen. Dies hinzubekommen, ist aber unter Umständen richtig schwer.

Ungünstige Kombinationen

1.    Alt und Jung

Eine Katze, gleich welchen Geschlechts, die an die Alleinherrschaft in einer Wohnung gewöhnt ist, mit einem jungen, lebhaften Tier zu konfrontieren, kann Zwistigkeiten hervorrufen. Futterneid, Revierstreitigkeiten, aber auch der einfache Wunsch, lieber Ruhe und Alltagstrott zu haben, als einen quirligen Artgenossen: Schon kracht es.

2.    Zwei Kater unterschiedlicher Herkunft

Abgesehen davon, dass man Katzen eigentlich grundsätzlich sterilisieren beziehungsweise kastrieren lassen sollte, ist es wohl am gefährlichsten, zwei nicht kastrierte Kater aufeinander los zu lassen. Nur selten geht das friedlich von statten – meistens gibt es hier Kämpfe bis aufs Blut. Sogar Geschwisterkater entwickeln mit zunehmender Geschlechtsreife Konkurrenzgedanken, die nur die rechtzeitige Kastration (mit 6 Monaten) beseitigen kann – wenn überhaupt. Noch schlimmer ist es dann, wenn einem Kater einfach ein Kollege „aufs Auge gedrückt“ wird.

3.    Wohnungskatze und Freigänger

Die Wohnungskatze bleibt in ihrem Bereich – und der Freigänger bringt Gerüche von außen mit herein, die als befremdlich wahrgenommen werden. Die Heimkatze reagiert hier in vielen Fällen unfreundlich. Selbst gut aneinander gewöhnte Tiere rasten manchmal aus, wenn der Kumpel aus Wald und Wiese zurückkommt. Am Morgen noch beste Freunde oder Freundinnen, nach der Rückkehr spinnefeind? Hier heißt die Lösung wahrscheinlich: Gleiches Recht für alle – dann sind die Meinungsverschiedenheiten auch nicht so groß.

4.    Unterschiedliche Charaktere

Wie auch beim Menschen kann es sein, dass sich zwei Katzen einfach nicht grün sind und das auch niemals werden. Die schnurrenden Zeitgenossen sind im Wesen natürlich nicht alle gleich. Eine sehr umtriebige Katze und ein „Couch Potatoe“ werden sich ebenso gut verstehen wie ein menschlicher Sportler mit einem gemächlichen Sofaliebhaber. Dies gilt es bei der Anschaffung des Zweittieres auf jeden Fall zu berücksichtigen.

Tipps für den Einzug einer zweiten Katze

  • Überlegen Sie sich diesen Schritt gut. Wenn es keinen akuten Grund für ein Zweittier gibt, lassen Sie dem jetzigen Haustier sein Leben in Frieden, in absoluter Alleinstellung und ohne plötzliche vermeintliche Zurückweisung. Verstirbt aber eines von zwei Tieren, kann es sogar wichtig sein, schnell einen „Ersatz“ ins Haus zu holen. Ebenso kann Handlungsbedarf entstehen, wenn nach vielen Jahren auf einmal eine Umstellung der familiären Lebensumstände erfolgt. Die Mutter geht wieder arbeiten, weil die Kinder aus dem Haus sind: Die plötzliche Einsamkeit könnte zum Problem werden. Wird eine Katze aus dem Tierheim geholt, machen Sie sich Gedanken, ob sie nicht gleich ein zweites Tier dazu nehmen – aus dem gleichen Zwinger und bereits aneinander gewöhnt. Im Idealfall nehmen sie zwei Tiere aus einem Wurf und lassen diese unabhängig vom Geschlecht in jedem Fall kastrieren.
  • Achten Sie darauf, dass nur ein absolut gesundes Tier in die Wohngemeinschaft aufgenommen wird, um bereits im Haushalt befindliche Katzen nicht anzustecken. 
  • Lassen Sie sich beraten! Welches Tier könnte zu meiner Katze oder meinem Kater passen? Schildern Sie Gewohnheiten und Vorlieben und lassen Sie sich ein passendes Tier vermitteln. Vereinbaren Sie unter Umständen eine Probezeit für die Aufnahme des neuen Tieres.
  • Gerechtigkeit ist Trumpf! Machen Sie nicht den Fehler, das süße neue Tier zu verhätscheln, während sie das Alteingesessene verhätscheln und bekümmern.
  • Niemals spontan handeln! Ausreichende Vorbereitung ist wichtig. Momentane Separierung ist von Vorteil – also braucht die Zweitkatze ein eigenes Zimmer mit einer ungestörten Schlafgelegenheit, eigenes Geschirr, eine eigene Katzentoilette und natürlich Aufmerksamkeit. Ein Raum, der NICHT mit einer Glastür verschlossen ist, wäre von Vorteil, da Sichtkontakt zunächst unschön enden könnte. Natürlich wird Ihre Mieze die Veränderung riechen. Signalisieren Sie ihr aber, dass für sie alles beim Alten bleibt. Sie bekommt ihr Futter als erste, wird gestreichelt und bekuschelt wie immer. Sie bemerken selbst, wenn der neue Geruch akzeptiert wurde – dann können Sie die beiden Tiere vorsichtig zueinander lassen. Gemeinsame Spielplätze, unter anderem der Kratzbaum in der Wohnung – müssen von „alten“ Gerüchen befreit oder neu angeschafft werden. So ist die Spielwiese für beide Tiere Neuland und kann nicht eines einen Besitzanspruch anmelden, der nicht erwünscht ist.
  • Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für das Zusammenführen beider Tiere. Zwischen Tür und Angel geht das nicht. Für den Tag des ersten wirklichen Zusammentreffens empfiehlt sich Hilfe einer zweiten, möglichst vertrauten Person. Gehen Sie langsam ans Werk und erzwingen Sie nichts – ein negatives Erlebnis, eben in Form einer Rauferei, macht vielleicht alles zunichte.
  • Bei offensichtlicher Antipathie können Sie im Zoohandel ein Spray mit Pheromonen kaufen, welches beruhigend auf beide Tiere wirkt. Es gibt auch die Möglichkeit, Spezialisten ins Boot zu holen, so zum Beispiel Verhaltenstherapeuten für Haustiere.
  • Bei anhaltender Feindschaft muss das neue Tier wieder abgegeben werden. Für beide Katzen (und ihre Besitzer) ist es nicht schön, dauerhaft in einer solchen Situation leben zu müssen.

Fazit: Planen Sie die Anschaffung einer zweiten Katze als Haustier, müssen Sie diese gründlich vorbereiten. Ihre Katze versteht es vielleicht am Anfang nicht, dass Sie es gut meinen und Ihr nichts wegnehmen wollen – sie erkennt einen Konkurrenten und somit Feind und macht dem neuen Mitbewohner das Leben eventuell zur Hölle. Mit Geduld, Ruhe und Know How schaffen sie es aber, die Tiere zu einem Dreamteam zu vereinen.

Kategorien: Erziehung Katze

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