„Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nach dem Gassigehen nicht mit deinen schmutzigen Pfoten auf die Couch springen sollst. Ich muss die Flecken wieder saubermachen! Mach doch bitte Platz in deinem Körbchen und schlaf ein wenig, bis du dein Fresschen bekommst!“
Von dieser Ansprache, meist noch im aufgeregten bis ärgerlichen Tonfall, versteht der Hund im besten Fall „Gassi“, „Platz“ und „Fresschen“. Diese drei Worte kommen in einem Wortschwall daher und können gar nicht verarbeitet werden, weil es drei völlig verschiedene Begriffe sind. Soll ich jetzt Platz machen? Oder gehen wir nochmal Gassi? Oder gibt es schon Fresschen? Da wedle ich doch mal ganz lieb mit dem Schwanz und setze auf meine süßen Augen – so wird Herrchen oder Frauchen mich bald wieder lieb haben. Wohl aber hat der Hund an der Stimmlage und am Tonfall seines Menschen erkannt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ob er das auch mit seinem Fehlverhalten verknüpft, ist fraglich. Wohl aber nimmt er wahr: Mein Mensch ist aufgeregt, vielleicht geht es ihm nicht gut. Beschwichtigungsverhalten ist die Folge, auf das der Mensch dann womöglich mit Streicheln oder Wegstoßen reagiert – eine kommunikative Katastrophe ist diese Situation auf jeden Fall.
Kurze Kommandos versteht jeder Hund
Kurze und prägnante Worte oder Kombinationen aus zwei Worten sind die einzige verbale Kommunikation des Menschen, die der Hund absolut versteht und umsetzen kann. Im Prinzip beginnt die Umsetzung dieser Regel ja schon beim Namen des Tieres. Je kürzer und prägnanter dieser gewählt wird, umso einfacher lernt es der Hund, auf diesen Namen zu hören. Mag ja sein, dass Franz-Ferdinand ein lustiger Hundename wäre – doch der Hund wird es schwerer haben, diesen zu verinnerlichen, als bei einem – wie von Experten empfohlenen – ein- bis zweisilbigen Namen.
Weiter geht es dann mit den Grundkommandos, die der Hund für seinen Alltag beherrschen soll. Sitz, Platz, Bleib, Nein, Aus, Steh – damit kann der Vierbeiner etwas anfangen. Verständnislos reagiert er auf ganze Sätze, nach Art des Anfangs dieses Beitrages. Bei der Erziehung muss von Anfang an eine klare Linie herrschen. Auch wenn zwei Partner oder eine ganze Familie daran beteiligt sind, darf nicht einer Schatzi, einer Bärli und einer den Namen des Hundes rufen. Ebenso muss eine Absprache erfolgen, welche Kommandos der Hund erlernen soll. Übrigens sind der Inhalt und die sprachliche Bedeutung des Wortes im menschlichen Sinne dem Tier vollkommen egal. Bringt man dem Hund bei, dass er sich bei dem Wort „Wurst“ setzen soll, wird er dies tun – da die Worte nichts für ihn bedeuten. Er erlernt durch Loben und Belohnen (oder Klickern), dass das richtige Verhalten zum jeweiligen Kommando gehört.
Sowohl die Wortwahl, wie auch die Sprache spielen für den Hund keine Rolle. Einigkeit in den Kommandos, kurze und für das Tier verständliche Begriffe: So kommuniziert der Mensch verbal mit seinem Hund.
Auf die Stimmlage kommt es an
Wie eingangs bereits erwähnt, hören Hunde sehr wohl, wie die Stimmung eines Menschen ist, wenn er etwas sagt. Bleibt ihm auch der sprachliche Inhalt komplett verborgen, kann der Vierbeiner ablesen, ist mein Mensch glücklich, traurig, böse, aufgeregt oder ängstlich. Feststellen kann man diese Tatsache zum Beispiel daran, dass der Hund auch dann anfängt, beschwichtigendes Verhalten an den Tag zu legen, wenn ihn die Kommunikation im Raum gar nicht selbst betrifft. Streiten sich Menschen oder balgen sie im Scherz laut herum, überträgt sich die Stimmung definitiv auf den Hund und er reagiert auch entsprechend.
Daraus lässt sich nun ableiten, dass ganze Sätze in der Kommunikation mit dem Hund auf gar keinen Fall verboten sind. Lobende Worte kann ein Hund gar nicht genug bekommen. Er genießt es, mit liebevollen Worten überschüttet zu werden – fast so sehr, wie Streicheleinheiten oder das Lieblings Leckerli. Dabei muss aber die Stimme des Menschen natürlich den Tonfall haben, der nach Lob und Liebe klingt – denn wie gesagt:
Der Inhalt des Gesagten bleibt für den Hund das berühmte Buch mit sieben Siegeln, bis auf einzelne Begriffe, wie etwa „fein“ oder „toll“ etc.
Den Hund verstehen
Der Hund hat einen sehr begrenzten „Wortschatz“. Er kann bellen und knurren, fiepen und jaulen. Darüber hinaus sind nicht viele Möglichkeiten gegeben. Er äußert vielmehr über seine Körpersprache, was er aussagen möchte. Erfahrene Hundebesitzer können die Sprache des Hundes, die Gesamtheit aus Lauten, Mimik, Gebärden und sonstigen Körpersprachen lesen. Für Neu-Hundebesitzer gilt, dass sie sich über die Grundlagen der Hundekommunikation erst einmal grundsätzlich informieren sollten. (Siehe unser Beitrag: Mimik und Körpersprache bei Hunden)
Im umgekehrten Fall nimmt der Hund die Körpersprache der Menschen mindestens ebenso gut wahr, wie die Kommandos und den Tonfall. Diese Form der Verständigung ist beinahe noch wichtiger, als die schnöden Worte, die das Zusammenleben reglementieren.
Probleme bei der Kommunikation mit Hunden
Therapeuten, zu denen Hundehalter mit „Problemhunden“ kommen, beobachten Hund und Halter oft zunächst einmal in ihrem normalen Umfeld, um die Ursache für die Probleme herauszufinden. Problemhunde zeigen Ungehorsam, Fehlverhalten, scheinbar unerklärliche Aggression. Gar nicht selten liegen die Probleme dann aber gar nicht wirklich beim Hund, sondern in den Fehlern der Halter begründet. Ein Hund schaltet ab, wenn sein Frauchen mit zeternder Stimme und sehr wortgewaltig erklärt, warum er jetzt doch bitte nicht dem Hasen hinterher laufen, sondern bei Fuß laufen soll. Der Wortschwall lässt ihn kalt. Die klare Äußerung im Wort „Hier!“, mit Nachdruck, aber Ruhe gesprochen, zeigt viel eher Wirkung. Dann wird Gehorsam belohnt – und bald weiß der Hund mit diesem einen Wort mehr anzufangen, als mit allen Schimpftiraden der Vergangenheit.
Auch gutes Zureden kann mitunter ein Fehler sein. Es bestärkt das Tier in einem eventuell unerwünschten Verhalten, zum Beispiel wenn er Geräusche im Treppenhaus anbellt. Hunde, die Angst vor Gewitter oder anderen lauten Geräuschen zeigen, sollte man, so schwer es auch fällt, ebenso ignorieren. Nicht alleine lassen oder wegsperren, aber auch nicht „singen“, wie gut doch alles ist. Das verstärkt nicht selten die Angst noch und suggeriert dem Hund anhand des Tonfalls, dass das Verhalten richtig ist.
Merke: Je klarer die Kommunikation mit einem Hund abläuft, je besser der Halter seinen Hund „lesen“ kann, umso besser funktioniert das Zusammenleben. Gehorsam ist viel einfacher, wenn der Liebling versteht, was von ihm verlangt wird. Das kann der Mensch durch Mimik, Gebärden, Ignorieren als Verhaltensweise und natürlich verbale Kommandos verwirklichen. Stimmlage, einheitliche Kommandos und die eigene Ruhe helfen dabei, dem Hund das Verständnis zu erleichtern.